Seit mehr als 150 Jahren ist der Suchdienst eine der zentralen Aufgaben der Rotkreuz- und Halbmondbewegung. Unterstützt werden Menschen, die durch bewaffnete Konflikte, Katastrophen, Flucht, Vertreibung oder Migration von ihren Nächsten getrennt wurden. Bei der Suche können die Helfer auf ein internationales Netzwerk zurückgreifen sowie auf die Online-Suche „Trace the Face“. Der DRK-Kreisverband Grafschaft Bentheim unterhält in Nordhorn eine von neun Suchdienst-Beratungsstellen in ganz Niedersachsen. Als hauptamtliche Mitarbeiterin zeichnet hier Silvia Meyer verantwortlich. Die Anliegen der Menschen sind unterschiedlich: So treffen mehr als 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg noch immer Anfragen zu Vermissten aus jener Zeit ein. Doch inzwischen sind es auch viele Flüchtlinge, die um Auskunft über den Verbleib ihrer Angehörigen bitten.

Eine Erfolgsgeschichte im Jahr 2018

Besonders froh sind alle Beteiligten über den Ausgang der schicksalhaften Geschichte von Familie Al Halik. Hasan Al Halik war von seiner syrischen Heimat nach Deutschland geflüchtet – allerdings ohne seine Frau Sahar und seine Töchter Hadeel und Bailasan. Nachdem er die gewagte Flucht überstanden hatte, hoffte er auf eine Familienzusammenführung im sicheren Deutschland, fernab von Krieg und Bombeneinschlägen.

Am 25. Juli 2017 erfolgte der Erstkontakt mit dem DRK-Zentrum für Migration und Flüchtlinge. Für Hasan Al Halik bestand zu diesem Zeitpunkt ein sogenannter „Subsidiärer Schutz“, der eine Reihe von Einschränkungen gegenüber einer vollen Asylberechtigung aufweist. So war auch der Familiennachzug per Gesetz bis März 2018 ausgesetzt. Dennoch nahm seine Familie im Januar 2018 einen Termin bei der deutschen Botschaft in Beirut wahr. Die Fahrt dorthin war für Mutter und Töchter mit großem Aufwand und hohen Kosten verbunden – und führte zu dem ernüchternden Ergebnis: Der Antrag auf die Erteilung eines Visums wird mit Blick auf den eingeschränkten Schutzstatus des Familienvaters abgelehnt.

Politisch erfolgten 2018 einige Änderungen: Zum 1. August trat das „Gesetz zur Neuregelung des Familiennachzugs zu subsidiär Schutzberechtigten“ in Kraft: 1000 Menschen pro Monat dürfen seither zu Angehörigen nach Deutschland kommen, die Warteliste ist lang.

Dann die freudige Wende für Familie Al Halik: Nach einem erneuten Besuch in der Botschaft im Herbst des Jahres erhalten Ehefrau und Töchter die Einreiseerlaubnis. Am 27. Oktober 2018 folgt die Ankunft in Deutschland – und damit die emotionale Wiedervereinigung der Familie nach mehr als drei Jahren Trennung. In all der Zeit seit dem Erstkontakt hat Suchdienst-Mitarbeiterin Silvia Meyer alles in ihrer Macht stehende getan, um die Zusammenführung schnellstmöglich zu erreichen – dazu zählen etwa verschiedenste Schriftwechsel mit dem Auswärtigen Amt und mit Vertretern der Politik.

Unterstützung unter einem Dach

Für die weitere Betreuung der Familie hat es sich ausgezahlt, dass das DRK-Zentrum für Migration und Flüchtlinge verschiedene Angebote unter einem Dach bereithält. So konnte Silvia Meyer die Al Haliks direkt an ihre Kollegin Ingrid Kränzel von der ambulanten Flüchtlingsbetreuung weiterleiten. Sie begleitete die Familie bei Terminen beim Einwohnermeldeamt, bei der Ausländerbehörde oder beim Jobcenter, ebenso half sie bei der Einschulung der Mädchen, was noch in der ersten Novemberhälfte gelang. Und die Familie macht Fortschritte: Hasan Al Halik geht seinem gelernten Beruf als Koch in einem Nordhorner Restaurant nach, Ehefrau Sahar belegt einen Deutschkurs und Nesthäkchen Bailasan freut sich über Lob von den Lehrern der Grundschule. Auch auf dem weiteren Weg der Integration werden die DRK-Mitarbeiterinnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.