Nordhorn/Bad Bentheim Leben retten und Menschen helfen – das gehört für Pia Philipps ganz selbstverständlich zu ihrem beruflichen und privaten Leben. Die Nordhornerin ist Notfallsanitäterin und Praxisanleiterin beim Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuz im Kreisverband Grafschaft Bentheim (DRK). Doch damit nicht genug: Neben der Arbeit in ihrer Hauptwache in Bad Bentheim engagiert sie sich in ihrer Freizeit als Feuerwehrfrau bei der Ortsfeuerwehr Nordhorn Wache Süd.

Schon während ihrer Schulzeit hat die heute 30-jährige Philipps den Wunsch, sich beruflich in die medizinische oder soziale Richtung zu bewegen. Nach ihrem Abschluss beginnt sie ein soziales Jahr beim DRK-Rettungsdienst. „Das hat mir sofort zugesagt“, erzählt die Sanitäterin im GN-Gespräch. „Das war interessant und hat mir einfach Spaß gemacht.“ Nach dem Freiwilligenjahr ist die Entscheidung über den beruflichen Werdegang der Nordhornerin eindeutig. So macht Philipps 2009 die Ausbildung zur Rettungsassistentin und trägt damit die Verantwortung im Rettungswagen. Als der Beruf des Notfallsanitäters eingeführt wird und den Rettungsassistenten als höchste nicht ärztliche Qualifikation im Rettungsdienst ablöst, zögert Pia Philipps nicht lange. Sie bildet sich entsprechend weiter, besteht die staatliche Ergänzungsprüfung und wird Notfallsanitäterin.

Bis heute ist die 30-Jährige mit Begeisterung bei ihrer Arbeit im Rettungswagen unterwegs. „Die Arbeit im Schichtdienst ist nicht immer einfach, auch 2021 habe ich an den Feiertagen komplett durchgearbeitet“, sagt sie. „Es ist jedoch nie langweilig, jeder Tag ist anders und die Einsätze bieten viel Abwechslung.“ Und auch das Arbeitsklima passt, sagt Philipps über „ihre Wache“ in Bad Bentheim.

Mit ihrem festen Teampartner, mit dem sie 90 Prozent aller Einsätze fährt, kann sie sich gut über das Erlebte austauschen. Denn nicht immer gehen Einsätze spurlos an der jungen Nordhornerin vorbei. Es sind jedoch nicht die Unfälle mit zum Teil schwer verletzten Menschen, die bei Pia Philipps hängen bleiben. „Die schweren Unfälle sind in den letzten Jahren weniger geworden, die Autos werden sicherer“, erklärt die Notfallsanitäterin. Unter ihren Kolleginnen und Kollegen gilt sie als starke Frau, die ruhig und routiniert auch die schwierigsten Einsätze abarbeitet. Dennoch ist die Nordhornerin feinfühlig im Umgang mit ihren Patienten und deren Angehörigen. So mancher Einsatz bleibt allerdings auch bei der routinierten Helferin hängen. „Nicht immer kann ich alles abschütteln“, sagt die 30-Jährige. Besonders betroffen ist die Rettungsdienstlerin von den persönlichen Schicksalen und Geschichten der Menschen, die sie, während ihrer Arbeit trifft. „Die Omi beispielsweise, die alleine ist, keine Kinder hat, wo der Mann gestorben ist und die wir krank oder verletzt ins Krankenhaus bringen müssen. Das geht mir sehr nahe.“ Einblicke in prekäre Lebensverhältnisse, der Umgang mit vernachlässigten Kindern oder Obdachlose, die Philipps ihre Geschichte anvertrauen, stimmen sie auch nach Dienstschluss noch nachdenklich. „Ich komme sehr häufig ins Grübeln, wenn mir Patienten von ihrem schweren Leben und traumatischen Erlebnissen erzählen.“ Dann tue es ihr gut, mit Kolleginnen und Kollegen über der Erlebte zu sprechen und sich auszutauschen.

Seit September 2019 rettet Pia Philipps auch in der Feuerwehr Menschenleben. Immer wieder hat sie bei Einsätzen im Rettungsdienst mit den Kollegen der Feuerwehr zu tun. Gerade bei schweren Unfällen komme es hier auf die gute Zusammenarbeit an. „Mich hat die andere Seite immer schon interessiert. Wie sind die Strukturen, welche Fähigkeiten gibt es bei den Feuerwehren?“, erläutert Philipps. Irgendwann 2019 nimmt sie an einem Dienstabend teil und ist sofort begeistert. Seither hat die 30-Jährige mehrere Lehrgänge besucht und ist mittlerweile Atemschutzgeräteträgerin. „Mich reizt es, zu sehen, was mein Körper alles leisten kann“, sagt Feuerwehrfrau Philipps. Sowohl beim Rettungsdienst, als auch bei der Feuerwehr findet die junge Frau „eine hohe Motivation und einen guten Zusammenhalt“. „Aufeinander aufpassen ist genau meins“, bringt Pia Philipps es auf den Punkt. „Man ist ein Team, ein Trupp“, betont sie. „Wir müssen uns gegenseitig vertrauen, das ist das A und O“.

Bericht und Foto: Grafschafter Nachrichten | Stephan Konjer