Wenn ein schweres Unglück geschieht, müssen die Retter einen kühlen Kopf bewahren. Der sogenannte „Massenanfall an Verletzten“ erfordert eine Vielzahl an Fahrzeugen und Personal. Damit die Koordination aller Kräfte an der Einsatzstelle funktioniert, ist bei Großschadenslagen ab fünf Verletzten ein „Organisatorischer Leiter Rettungsdienst“ – abgekürzt „OrgL“ – vor Ort. Erfahrene Rettungsassistenten und Notfallsanitäter erlangen diese Kompetenz durch einen speziellen Fachkursus.
Erst jüngst haben sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Grafschafter DRK-Rettungsdienstes diese Qualifikation erworben: Zusammen mit Kollegen aus dem Emsland absolvierten Mario Koerschulte, Anna Deters, Greta Jäckering, Arne Hinken, Christian Frermann und Christian Jäckering erfolgreich das Seminar und können nun selbst an der Einsatzstelle die rettungsdienstliche Leitung übernehmen.
Die Arbeit am Unfallort erfolgt Hand in Hand mit dem Leitenden Notarzt (LNA). Während dieser die medizinischen Aspekte im Blick hat, steht beim OrgL die Ressourcenverwaltung im Vordergrund – also die Frage, wie viel Kapazitäten an Personal und Fahrzeuge nötig sind, um die Verletzten optimal zu versorgen. Der OrgL ist daher bestens mit dem Rettungsdienst-Strukturen im Landkreis vertraut und bildet vor Ort die Schnittstelle zwischen der Einsatzleitung der Feuerwehr, der Rettungsleitstelle sowie den Kliniken im Umkreis. OrgL kommmen allerdings nicht nur bei Großschadenslagen, sondern auch im Rahmen des Katastrophenschutzes oder bei Sanitätsdiensten zum Einsatz.
Der einwöchige Kursus an der Akademie für Gesundheitsberufe in Rheine umfasste verschiedene Planspiele und Praxisübungen. Insgesamt 24 OrgL stehen nunmehr in der Grafschaft zur Verfügung. Die Alarmierung des diensthabenden Mitarbeiters geschieht per Funkmeldeempfänger. Darüber hinaus ist geregelt, dass jeder Fahrer eines Notarzteinsatzfahrzeugs die OrgL-Qualifikation besitzt. Für kommenden Herbst ist geplant, dass weitere Kollegen den Lehrgang besuchen.