Seit Jahren befindet sich der Kreisverband bereits in einer wirtschaftlich sehr herausfordernden Situation. „Durch intensive Analysen in den letzten Monaten haben wir herausgearbeitet, dass alle Leistungsbereiche mit Defiziten zu kämpfen haben und keines unserer Angebote seine vollen Kosten trägt“ erläutert Vorstand Florian Letzel, der selbst erst ein Jahr im Amt und seit kurzem als alleiniger Vorstand & Geschäftsführer für den DRK-Kreisverband sowie seiner Tochtergesellschaften verantwortlich ist „mehr noch, wir fahren jährlich sehr hohe Fehlbeträge ein – das geht nicht lange gut“.

Der Vorstand und das Präsidium des DRK-Kreisverbands arbeiten daher zusammen mit dem DRK-Landesverband Niedersachen, der Hausbank sowie einer Unternehmensberatung mit deutschlandweiter Expertise in der Sozialwirtschaft an Lösungen. Ziel ist es, ein umfassendes Gesamtkonzept für eine zukunftsfähige Neuausrichtung des Verbands zu entwickeln, das zu Beginn des kommenden Jahres fertiggestellt werden soll. „Unser Ziel ist es, die bestehenden Angebote für die Bevölkerung und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu erhalten. Dazu ist aber es notwendig, dass vor allem die Refinanzierung der Kosten sowie die qualifizierte personelle Besetzung sichergestellt ist“ erklärt Günter Hasebrock, Präsident des DRK-Kreisverbandes.

Leider mussten in den letzten Monaten bereits erste Maßnahmen wie die Schließung des Pflegeheims Kotting sowie des Mehrgenerationenhauses und des Familienzentrums erfolgen, bei denen es keinen anderen Ausweg aus der finanziellen Schieflage mehr gab. „Wir bedauern sehr, dass wir Mitarbeitende, Partner aber auch die Öffentlichkeit erst jetzt über unsere Gesamtsituation aufklären können“ so Letzel „allerdings mussten wir zunächst Gewissheit über das gesamte Ausmaß sowie die Ursachen gewinnen, um nun auch weiter aktiv gegensteuern zu können“. „Besonders dankbar sind wir unseren Mitarbeitenden“ sind sich Letzel und Hasebrock einig „sie bleiben dem Roten Kreuz trotz der angespannten Lage treu und arbeiten aktiv an Analyse- und Veränderungsprozessen und somit an unserer Zukunftsfähigkeit mit – ohne dieses Engagement wären unsere Bemühungen nicht umzusetzen“.

Aktuell laufen umfassende Untersuchungen sowie weitere Maßnahmen der Gegensteuerung zum Beispiel werden intensive Gespräche mit den jeweiligen Vertragspartnern geführt, um die kostendeckende Finanzierung kurzfristig zu gewährleisten. Ziel ist, gemeinsam mit der Unternehmensberatung, die vollständige Analyse von Angebots- aber auch Verwaltungsstrukturen durchzuführen.

Klar ist für Letzel aber bereits jetzt „die gesamte Sozialwirtschaft steht unter massivem Druck, ein Träger nach dem anderen droht die Zahlungsunfähigkeit, wenn sich die Finanzierungssysteme nicht schnell ändern“. Dazu gäbe es leider seit Wochen viele Beispiele. Ursache ist unter anderem die Tatsache, dass das DRK seine Preise nicht frei festlegen kann, sondern diese mit seinen Vertragspartnern wie zum Beispiel den Kranken- und Pflegekassen oder den Kommunen verhandeln muss. „Alle Angebote müssen vollständig durchfinanziert sein und ihre eigenen Kosten decken. Dies ist aktuell nicht gegeben – im Gegenteil, zum Teil werden sogar Eigenmittel erwartet“, erläutert Letzel. „Hinzukommt, dass wir häufig erst rückwirkend höhere Kosten refinanziert bekommen und in Vorleistung gehen und zum Teil auf Mehrkosten sitzen bleiben. Gleichzeitig haben wir aber keine Möglichkeiten, Rücklagen zu bilden oder Risiken in unsere Budgets zu verhandeln, mit denen wir dies ausgleichen.“

Das DRK ist Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege und die größte Hilfsorganisation Deutschlands. Der DRK-Kreisverband Grafschaft Bentheim e.V. ist Träger von zahlreichen Einrichtungen für Seniorinnen und Senioren, Kinder und Jugendliche, Kranke sowie Hilfesuchende. Rund 50 ehrenamtlich Helfende sowie mehr als 850 hauptamtliche Mitarbeitende engagieren sich im Kreisverband. Darüber hinaus bestehen 10 eigenständige Ortsvereine im Landkreis Grafschaft Bentheim. Das DRK ist in der Grafschaft breit aufgestellt und ein großer Arbeitgeber. Es betreibt die Notfallrettung, diverse Pflegeeinrichtungen, Kindertagesstätten und weitere Angebote wie z. B. die Beratung, Schulbegleitung oder die Suchtkrankenhilfe.

Für weitere Informationen und Rückfragen steht Ihnen Herr Letzel gerne zur Verfügung.