„Corona lähmt die Grafschaft“ – so titelten die Grafschafter Nachrichten am Sonnabend, 14. März 2020. Ein neuartiges Virus breitet sich in der ganzen Welt aus und verschont dabei auch den hiesigen Landkreis nicht. Verschiedene Schritte müssen eingeleitet werden, um die Bevölkerung vor der unsichtbaren Gefahr zu schützen. Zu sehen auf dem großen Foto der GN-Titelseite jenes Sonnabends ist auch: ein Fahrzeug des Deutschen Roten Kreuzes. Als Helfer der ersten Stunde sind die ehrenamtlichen DRK-Mitglieder aus der Grafschaft von Anfang an gefragt. Ein Jahr ist nunmehr vergangen – zwölf Monate, in denen die freiwilligen Rotkreuzler ganz unterschiedliche Aufgaben zu meistern hatten. Ein Rückblick.

Es ist ein „Freitag, der 13.“ im März 2020, als die DRK-Bereitschaften erstmals in Sachen Corona aktiv werden: Vor der Zentralen Patientenaufnahme der Euregio-Klinik errichten Mitglieder der Ortsvereine Nordhorn, Lohne und Uelsen zunächst vier Zelte, die beheizt und beleuchtet sind und über Tische und Bänke verfügen. Die Zahl der Zelte steigt später auf sechs. Sie dienen einer ersten Untersuchung von Krankenhausbesuchern, um zu verhindern, dass Corona-positive Menschen die Klinik betreten.

Kreisbereitschaftsleiter Gerd Holthuis erklärt: „Wir sind auf solche Dinge gut vorbereitet. Das Thema Pandemie ist Bestandteil der Zugführer-Ausbildung.“ Wichtig sei im Sinne des Infektionsschutzes gewesen, nicht mit einer möglichst großen, sondern einer gezielten Mannschaft unterwegs zu sein. Verantwortungen seien gesplittet worden, damit nicht zu viele Leute vor Ort sind. Wichtige Personen im Führungsteam an der Seite von Holthuis sind Rotkreuzbeauftragter Heinz Heetjans sowie Manuel Rexing und Christa Kreinbrink. Es besteht ein fortwährender Austausch mit dem Katastrophenschutzstab des Landkreises Grafschaft Bentheim.

Weitere Aspekte werden zu dieser Zeit in den Blick genommen, wie etwa die Sicherung der Notfallversorgung im Kreisgebiet. Fast 100 Helfer melden sich, um im Bedarfsfall den regulären DRK-Rettungsdienst unterstützen. Die Fahrzeuge der Ortsvereine bieten Kapazitäten für 24 Liegend- und 150 Sitzendtransporte.

Viele gewohnte Tätigkeiten, wie etwa Sanitätsdienste, fallen für das DRK aufgrund nicht stattfindender Veranstaltungen im Jahr 2020 aus. Eine Altkleidersammlung kann im September jedoch unter Hygieneauflagen ausgeführt werden. In puncto Corona kommen Anfang Oktober gleich zwei Aufgaben auf die Rotkreuzler zu: Zum einen gilt es, für den Landkreis ein
Corona-Testzentrum in Nordhorn einzurichten und dessen Betrieb maßgeblich zu unterstützen. Zunächst während der Herbstferien übergangsweise in Räumlichkeiten der Gewerblichen Berufsbildenden
Schulen untergebracht, bezieht das Testzentrum anschließend den bis heute bestehenden Standort auf dem Gelände des Abfallwirtschaftsbetriebs. Nach rund drei Wochen wird die Arbeit durch hauptamtliche Kräfte fortgeführt, die das DRK aus den Reihen der Ehrenamtlichen rekrutieren kann.

Die zweite Aufgabe im Herbst liegt in der Bildung sogenannter Containment-Teams für die Recherche und Nachverfolgung von Infektionsketten. Insgesamt 27 Helfer – drei mobile Teams à neun Personen – erhalten eine entsprechende Ausbildung durch den Landkreis, um landesweit eingesetzt werden zu können.

Rund einen Monat später, Ende November 2020, wird das DRK mit der Einrichtung eines Impfzentrums in der früheren Produktionsstätte der Firma ERFO an der Paulstraße in Nordhorn beauftragt. Dieses ist pünktlich zum 15. Dezember startklar. „Der Aufbau erfolgte innerhalb von zehn Tagen in Zusammenarbeit mit dem THW und verschiedenen Firmen“, berichtet Gerd Holthuis. Die ersten Impfungen gegen das Coronavirus erfolgen jedoch ab Dienstag, 29. Dezember, zunächst durch mobile Impfteams, welche die stationären Pflegeeinrichtungen in der Grafschaft ansteuern. Auch hier
ist das DRK involviert, 26 Helfer erhalten im Vorfeld Schulungen zur Impfbefähigung. Das Impfzentrum wird letztlich am 1. Februar 2021 mit Unterstützung von hauptamtlichen DRK-Kräften in Betrieb genommen.

Gerd Holthuis und Heinz Heetjans sind stolz auf die Leistungen „ihrer“ Leute im vergangenen Corona-Jahr. Ihr Dank gilt allen Mitwirkenden sowie den Arbeitgebern, die auf ihre Beschäftigten während der DRK-Einsätze verzichten mussten. Die Botschaft der Führungskräfte ist klar: Auf das DRK ist Verlass – auch und gerade in schweren Zeiten.

Viel Personal und Technik „auf Knopfdruck“

Das DRK in der Grafschaft zählt knapp 400 Ehrenamtliche in elf Ortsvereinen. Eine wesentliche Aufgabe ist die Mitwirkung im Katastrophenschutz des Landkreises. Dafür stellt das hiesige DRK zwei sogenannte Einsatzzüge mit jeweils 60 Helfern, die sich aus den Bereitschaften verschiedener Ortsvereine zusammensetzen.

Ein Einsatzzug besteht aus verschiedenen Komponenten, die vom Führungstrupp über die Sanitäts- und Betreuungseinheiten bis hin zur Gruppe für Technik, Logistik und Sicherheit reichen.
Das vielseitige Equipment umfasst unter anderem Spezialfahrzeuge, Bergungsgeräte, Verpflegungsausrüstung und Boote. Nicht selten kommen die Rotkreuzler auch überregional zum Einsatz. Gut erinnert man sich etwa noch an das Elbe-Hochwasser 2013, als die Grafschafter Helfer über mehrere Tage die Leitung eines Betreuungszentrums in Stendal (Sachsen-Anhalt) innehatten.