Neue DRK-Kita „Bullerbü“ in Neuenhaus zeichnet sich durch manch konzeptionelle Raffinesse aus
Der Bau der neuen Kindertagesstätte „Bullerbü“ in Neuenhaus geht weiter mit großen Schritten voran: Nachdem der aus sechs kleinen Häusern bestehende Rohbau Ende vergangenen Jahres „winterfest“ gemacht wurde, sind inzwischen die Arbeiten im Inneren der künftigen Kita sowie auf dem Außengelände in vollem Gange. Die neue Einrichtung entsteht als Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Roten Kreuzes und der Stadt Neuenhaus und wird im Sommer mit Betreuungsmöglichkeiten für mehr als 100 Kinder in drei Regel- und zwei Krippengruppen an den Start gehen.
Aktuell sind die Handwerker mit dem „feuchten Innenausbau“ beschäftigt: Unter anderem wird derzeit ein spezieller Heiz-Estrich verlegt, da im gesamten Gebäude eine Fußbodenheizung zum Einsatz kommt, berichtet der zuständige Architekt Jan Lindschulte aus Nordhorn. In etwa zwei Wochen könne dann mit dem „trockenen Ausbau“ begonnen werden: Hierbei sollen möglichst viele Naturmaterialien wie Holz oder Mauerwerk verwendet werden – und entsprechend wenig Gipskarton. Das verwendete Material soll „ehrlich“ sein, erklärt Lindschulte, sodass die Kinder es fühlen und erleben können: Kunststoff in Holzoptik ist daher tabu. Die Dachbekleidung in den Gruppenräumen wird aus sogenannten Holzwolle-Akustikplatten der Marke Heradesign bestehen.
Spannend gestaltet sich die Wärmeerzeugung für die Kita: Diese erfolgt mittels einer regenerativen Sole-Wasser-Wärmepumpe über Erdsonden (Geothermie). Dafür wurden bereits zehn Bohrungen auf dem Außengelände von jeweils 100 Metern Tiefe vorgenommen. Mit dieser Technik wird das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz erfüllt, da die Wärmeversorgung im Betrieb CO²-neutral und damit sehr umweltschonend läuft.
Die Beheizung per Fußbodenheizung sei dabei ideal für eine Wärmepumpe, da nur geringe Vorlauftemperaturen benötigt werden – und bringe weitere Vorteile mit sich: „Aufgrund der gleichmäßigen Wärmeverteilung führt die Fußbodenheizung zu einem angenehmen Raumklima und einer hohen Behaglichkeit“, erklärt Jan Lindschulte. Zudem mache die Sole-Wasser-Wärmepumpe es möglich, dass die Kita im Sommer über die Fußbodenheizung teilweise gekühlt werden kann: „Hierzu läuft lediglich eine Umwälzpumpe. Die Kühlung gibt es somit fast kostenlos.“
Besondere Aufmerksamkeit gilt auch der Lüftung: Der Kindergarten soll über eine natürliche Fensterlüftung be- und entlüftet werden. Sowohl in der Herstellung als auch im Betrieb stellt diese Art und Weise der Belüftung die wirtschaftlichste Möglichkeit dar, betont der Architekt. Damit ein nutzunabhängiger Luftwechsel gewährleistet ist, wird die Lüftung der Kita in den Gruppenräumen und Aufenthaltsräumen über Fenstermotoren gesteuert. Hierbei wird der CO²-Gehalt in der Luft gemessen und bei Bedarf werden mittels Motoren bestimmte Fenster geöffnet. Durch die hohen Räume und die Lüftungsöffnungen im First wird die natürliche Luftzirkulation unterstützt und sorgt für eine effiziente und natürliche Durchlüftung. Auf eine mechanische Lüftung kann somit verzichtet werden, sagt Lindschulte, der bei der Gebäudekonzeption nach dem Grundsatz handelt: So viel Technik wie nötig, aber so wenig wie möglich.
Auch der Garten- und Landschaftsbauer hat schon mit der Arbeit begonnen. Nachdem Regen- und Schmutzwasserleitungen bereits im Erdreich verlegt sind, stehen nun die ersten Pflasterarbeiten auf dem Außengelände an.
Aufgrund der Coronapandemie mussten einige Arbeitsprozesse entzerrt und eine sinnvolle Taktung der einzelnen Schritte entwickelt werden, damit etwa nicht fünf Firmen gleichzeitig in einem Raum zugange sind. Auch die planerischen Baubesprechungen, die sonst gemeinsam wöchentlich am großen Tisch erfolgen würden, tätigt der Architekt nun mit jedem Unternehmen einzeln. Etwas im Zeitplan zurückgeworfen wurden die Tätigkeiten durch den Wintereinbruch Anfang Februar. Jan Lindschulte geht aber davon aus, dass diese Verzögerung wieder aufgefangen wird. Er versichert: „Die geplante Fertigstellung der Kita Anfang Juni ist nicht gefährdet.“